Montag, 31. Juli 2017

Amsterdam

Anfang Juli war ich für ein verlängertes Wochenende mit meiner Freundin in Amsterdam. Wir waren schon oft zusammen auf Tour und wir lieben es, neue Städte für uns zu entdecken. Dieses Mal haben wir uns entgegen unserer Gewohnheiten einfach nur treiben lassen und sind nur mit Kamera und Stadtplan bewaffnet durch die Gassen und Gässchen gestreift. Amsterdam hat so was gemütliches und ungehetztes, was es uns einfach gemacht hat, trotz der kurzen Zeit dort in Urlaubsstimmung zu kommen.
Die Grachten sind ein Symbol der Stadt und von großem kulturellen und geschichtlichen Wert. 2010 beschloss das Welterbekomitee, den aus dem 17. Jahrhundert stammenden Amsterdamer Grachtengürtel in die Liste des UNESCO-Welterbes aufzunehmen.
Wer Amsterdam besucht, kommt nicht umhin in eines der vielen Käsegeschäfte zu gehen und sich einmal durch's komplette Sortiment zu probieren. Zumindest uns ging es so. Natürlich haben wir uns auch mit dem ein oder andern Käsestück (samt passendem Senf) für zuhause eingedeckt und so schnell wie der dann aufgefuttert war, muss ich ganz bald noch mal nach Amsterdam und Nachschub besorgen ...
Eine der einzigartigsten Sehenswürdigkeiten im Zentrum von Amsterdam befindet sich hinter einer Tür am Spuiplein. Diese Tür führt in den Begijnhof, einen mittelalterlichen Beginenhof, in dem Nonnen dieses katholischen Ordens lebten. Es lässt sich nicht mehr ganz nachvollziehen, wann genau, aber irgendwann im 14. Jahrhundert wurde dieser Hof als Wohnumgebung für die Beginen gestiftet. Diese Frauen lebten als Nonnen, jedoch nicht innerhalb einer Klostergemeinschaft und genossen deshalb mehr Freiheiten. Im 16. Jahrhundert wurde der katholische Glaube verboten, der Beginenhof war jedoch die einzige katholische Einrichtung, die erhalten blieb, da die Häuser im Privatbesitz der Beginen waren. Sie mussten jedoch die Kapelle aufgeben. Später wurde hinter den Fassaden einiger der Wohnhäuser eine neue Kirche erbaut, eine sogenannte ‚schuilkerk‘ (Versteckkirche). Diese kann nach wie vor besucht werden.
Sobald man den Begijnhof betritt, sieht man gleich links das Houten Huys (erbaut im Jahr 1528). Dies ist eines der beiden noch erhaltenen Holzhäuser von Amsterdam. Ursprünglich waren alle Häuser in Amsterdam aus Holz erbaut, aber aufgrund der Brandgefahr wurde Backstein als Baumaterial Pflicht. Dieses Gebäude wird nach wie vor als Wohnhaus genutzt.

Vorbei an Straßenkünstlern und am Reiterstandbild der Königin Wilhelmina (1880-1962) am Rokin, einer belebten Kreuzung in der City ...

... kamen wir zur Oude Kerk im Herzen von Amsterdams Rotlichtviertel. Dort war es nur meiner Neugier zu verdanken, dass wir auf den kleinen Laden gestossen sind, der die wohl leckersten Pralinen verkauft hat, die ich je gegessen habe. Die wahnsinnig große Auswahl hat es mir schwer gemacht, aber schlussendlich war die Apple-Cinnamon-Calvados-Praline meine absolute Favoritin!

Da wir keinen Plan und keinen Zeitdruck hatten, blieb viel Zeit zum stehenbleiben und genießen. Schönes und skurriles wurde prompt fotografiert, was bei vielen Urlauben nicht möglich war, da wir häufig von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit gelaufen sind und manchmal gar nicht nach links und rechts geschaut haben. Im Amsterdam war alles anders ...

Wo will man auf einem Hausboot wohnen, wenn nicht hier in Amsterdam ? Ich war fasziniert von dieser Art zu wohnen und bilde mir ein, dass ich bei meinem nächsten Besuch hier genau das mal ausprobieren will. Ist halt doch noch mal was ganz anders als ein 08/15-Hotelzimmer.



Der 350 Jahre alte königliche Palast auf dem Damplatz war ursprünglich das Rathaus von Amsterdam. 1808 wurde das Rathaus von König Louis Napoleon Bonaparte in einen Palast umgewandelt. Er ist nicht der Wohnort der Königsfamilie, aber gelegentlich werden hier wichtige Gäste empfangen.
Wer in Amsterdam stilvoll shoppen möchte, der sollte dem ehemaligen Hauptpostamt einen Besuch abstatten. Das Gebäude, welches Ende des 19. Jahrhunderts gebaut wurde, liegt in unmittelbarer Nachbarschaft des königlichen Palastes und beherbergt das Shoppingcenter Magna Plaza.

Bei der obligatorischen Grachtenfahrt sind viele Sehenswürdigkeiten im Zeitlupentempo an uns vorbeigezogen; wir haben über rote Backsteingebäude, elegante Giebelhäuser und das nur einen Meter schmale Haus am Singel Nr. 7 gestaunt.





Das Homomonument (nächstes Bild) ist ein Denkmal bei der Westerkerk. Es wurde 1987 errichtet und ist allen homosexuellen Menschen gewidmet, die aufgrund ihrer sexuellen Orientierung unterdrückt oder ermordet wurden und werden sowie jenen, die aktiv gegen Hass und Unterdrückung und für Freiheit und Gleichberechtigung eintreten. Es ist weltweit das erste Monument dieser Art.
Auf unseren Streifzügen durch die Stadt kamen wir immer wieder an kleinen Märkten vorbei; hier z.B. ein Bücher(floh)markt.


Street Art hat in Amsterdam viele Gesichter ...

De Waag, das ehemalige Waagenhaus der Stadt Amsterdam, stammt aus dem 15. Jahrhundert und war ursprünglich mal ein Stadttor namens Sint Antoniespoort, das Teil der Stadtmauer war. Nachdem man die Stadt erweiterte und das Stadttor nicht mehr nützlich war, zog in das Gebäude die Stadtwaage ein. Schwere Gegenstände wie Kanonen oder Anker wurden hier gewogen. In den oberen Geschossen hatten sich verschiedene Zünfte niedergelassen. Auch die Chirurgen hatten in De Waag ihren Operationssaal. Rembrandt malte in diesem Saal sein berühmtes Gemälde "Die Anatomiestunde". Die jeweiligen Zünfte hatten ihren eigenen Eingang. Noch heute sind an der Mauer die Fassadensteine der Zünfte wie Schmiede und Steinmetze zu sehen. Seit 1819 wird die Waage nicht mehr genutzt; das Gebäude diente später als Ausstellungsräumlichkeit für diverse Museen. Inzwischen sind Waagen, Zünfte, Museumsgegenstände verschwunden und ein Restaurant ist eingezogen.
Vorbei an der Oper ...
... über den Rembrandtplein - einem der Hotspots des Amsterdamer Nachtlebens - ...
... ging es zum schwimmenden Blumenmarkt. Der Bloemenmarkt (wie er von den Holländern bezeichnet wird) ist ein Abschnitt der Singel-Gracht und ein Paradies für Blumenliebhaber wie mich. Dieser Markt besteht bereits seit 1862, als die Blumenzüchter ihre Waren per Boot über den Fluss Amstel in die Stadt brachten. Der moderne Markt der heutigen Zeit befindet sich übrigens auf fünf Frachtschiffen und ist nach wie vor sehenswert. Auf jedem dieser Schiffe befindet sich ein Glashaus, eine kleinere Version der Treibhäuser, die man im gesamten Land findet, und die Hollands Status als internationaler Hotspot für Blumen das ganze Jahr über sichern. Tulpen, Narzissen, Schneeglöckchen, Nelken, Veilchen, Pfingstrosen oder Orchideen: alle sind sie auf dem Blumenmarkt zu finden, und zwar das ganze Jahr über. Und darüber hinaus bieten die Händler Zimmerpflanzen, Kräuter, Samen und Blumenzwiebeln zum Verkauf.



Ganz oben, im elften Stock des Doubletree by Hilton, ganz in der Nähe des Hauptbahnhofes findet man die Skylounge. Von hier hat man einen fantastischen Blick über die ganze Stadt. Gegen 22 Uhr sind wir von unserem Hotel aus losmarschiert und haben am Freitagabend noch ganz unkompliziert einen Tisch bekommen. Beim Blick auf die Cocktailkarte (16 EUR für einen Cocktail) ist es uns fast wieder vergangen, aber hey, wir sind ja schließlich im Urlaub! Und die Aussicht bezahlt man sozusagen mit ...


Bei unserem späteren Heimweg kam noch das ein oder andere Mal die Kamera zum Einsatz. Es war aber auch einfach ein wunderschöner Anblick, wie sich die vielen Lichter im Wasser der Grachten gespiegelt haben!

An unserem letzten Tag zog es uns ins Grüne. Der Vondel Park ist der größte Stadtpark Amsterdams und seit 1669 ein nationales Denkmal. Im Sommer der 70er Jahre zogen Hunderttausende von Hippies aus nah und fern zum Vondelpark. Luftfahrtgesellschaften wie KLM und Pan Am boten sogar weltweit Werbesonderflüge nach Amsterdam, zum Hippie Park an. Die Einheimischen ließen ihre Hunde nicht mehr im Park aus und überließen den jungen Besuchern für den Sommer den Park. Kaum vorstellbar, in der heutigen Zeit.





Nach unserem Spaziergang durch den Park wollten wir zurück in die Stadt laufen und sind am Museumplein zufällig auf die
gestossen. BMX, Basketball, Fußball, Inline Skate und Skateboard - es gab nichts, was es nicht gab. Das erste Mal habe ich mich an Sportfotografie probiert. Gar nicht so einfach, da ich mir mit Skateboard und BMX auch nicht gerade die langsamstens Sportarten zum üben rausgesucht hatte ... Aber ein paar brauchbare Bilder sind doch dabei rausgekommen:
 






Das beliebte Fotomotiv "I amsterdam" vor dem Rijksmuseum war völlig von Touristen in Beschlag genommen. Über 2 Meter hoch sind die roten und weißen Buchstaben des 23,5 Meter breiten Slogans. Da wir mit Blick auf den immer dunkler werdenden Himmel nicht so lange warten wollten, bis vielleicht mal ein besseres Foto möglich wäre, gibt es leider nur eins, bei dem ihr den Schriftzug nur mit viel Phantasie erkennen könnt.


Das Rijksmuseum ist das nationale Museum Hollands, das die Geschichte des Landes vom Mittelalter bis heute erzählt. Die weltberühmten Höhepunkte aus dem Goldenen Jahrhundert, der Blütezeit Hollands – wie die Nachtwache von Rembrandt van Rijn und die Milchmagd von Johannes Vermeer – können im Rijksmuseum bewundert werden.
Jetzt sind es inzwischen schon 3 Wochen, seit ich in dieser zauberhaften Stadt sein durfte. Es war eine andere Art von Städtereise, die uns aber sehr gut getan hat. In den drei Tagen des sich-treiben-lassens hatten wir so viel Zeit zum reden und fotografieren wie schon lange nicht mehr. Diese besondere Stadt am Wasser hat einen Platz in meinem Herzen bekommen und ich kann mit Fug und Recht sagen:

Bis bald ...
Eure Heike