Anfang Juli war ich für ein verlängertes Wochenende mit meiner Freundin in Amsterdam. Wir waren schon oft zusammen auf Tour und wir lieben es, neue Städte für uns zu entdecken. Dieses Mal haben wir uns entgegen unserer Gewohnheiten einfach nur treiben lassen und sind nur mit Kamera und Stadtplan bewaffnet durch die Gassen und Gässchen gestreift. Amsterdam hat so was gemütliches und ungehetztes, was es uns einfach gemacht hat, trotz der kurzen Zeit dort in Urlaubsstimmung zu kommen.
Die Grachten sind ein Symbol der Stadt und von großem kulturellen und
geschichtlichen Wert. 2010 beschloss das Welterbekomitee, den aus dem
17. Jahrhundert stammenden Amsterdamer Grachtengürtel in die Liste des
UNESCO-Welterbes aufzunehmen.
Wer Amsterdam besucht, kommt nicht umhin in eines der vielen Käsegeschäfte zu gehen und sich einmal durch's komplette Sortiment zu probieren. Zumindest uns ging es so. Natürlich haben wir uns auch mit dem ein oder andern Käsestück (samt passendem Senf) für zuhause eingedeckt und so schnell wie der dann aufgefuttert war, muss ich ganz bald noch mal nach Amsterdam und Nachschub besorgen ...
Eine der einzigartigsten Sehenswürdigkeiten im Zentrum von Amsterdam
befindet sich hinter einer Tür am Spuiplein. Diese Tür führt in den
Begijnhof, einen mittelalterlichen Beginenhof, in dem Nonnen dieses
katholischen Ordens lebten. Es lässt sich nicht mehr ganz nachvollziehen, wann genau, aber
irgendwann im 14. Jahrhundert wurde dieser Hof als Wohnumgebung für die
Beginen gestiftet. Diese Frauen lebten als Nonnen, jedoch nicht
innerhalb einer Klostergemeinschaft und genossen deshalb mehr
Freiheiten. Im 16. Jahrhundert wurde der katholische Glaube verboten,
der Beginenhof war jedoch die einzige katholische Einrichtung, die
erhalten blieb, da die Häuser im Privatbesitz der Beginen waren. Sie
mussten jedoch die Kapelle aufgeben. Später wurde hinter den Fassaden
einiger der Wohnhäuser eine neue Kirche erbaut, eine sogenannte
‚schuilkerk‘ (Versteckkirche). Diese kann nach wie vor besucht werden.
Sobald man den Begijnhof betritt, sieht man gleich links das
Houten Huys (erbaut im Jahr 1528). Dies ist eines der beiden noch
erhaltenen Holzhäuser von Amsterdam. Ursprünglich waren alle Häuser in
Amsterdam aus Holz erbaut, aber aufgrund der Brandgefahr wurde Backstein
als Baumaterial Pflicht. Dieses Gebäude wird nach wie vor als Wohnhaus
genutzt.
... kamen wir zur Oude Kerk im Herzen von Amsterdams Rotlichtviertel. Dort war es nur meiner Neugier zu verdanken, dass wir auf den kleinen Laden gestossen sind, der die wohl leckersten Pralinen verkauft hat, die ich je gegessen habe. Die wahnsinnig große Auswahl hat es mir schwer gemacht, aber schlussendlich war die Apple-Cinnamon-Calvados-Praline meine absolute Favoritin!
Da wir keinen Plan und keinen Zeitdruck hatten, blieb viel Zeit zum stehenbleiben und genießen. Schönes und skurriles wurde prompt fotografiert, was bei vielen Urlauben nicht möglich war, da wir häufig von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit gelaufen sind und manchmal gar nicht nach links und rechts geschaut haben. Im Amsterdam war alles anders ...
Wo will man auf einem Hausboot wohnen, wenn nicht hier in Amsterdam ? Ich war fasziniert von dieser Art zu wohnen und bilde mir ein, dass ich bei meinem nächsten Besuch hier genau das mal ausprobieren will. Ist halt doch noch mal was ganz anders als ein 08/15-Hotelzimmer.
Der 350 Jahre alte königliche Palast auf dem Damplatz war ursprünglich das Rathaus von Amsterdam.
1808 wurde das Rathaus von König Louis Napoleon Bonaparte in einen
Palast umgewandelt. Er ist nicht der Wohnort der Königsfamilie, aber gelegentlich werden hier wichtige Gäste empfangen.
Wer in Amsterdam stilvoll shoppen möchte, der sollte dem ehemaligen Hauptpostamt einen Besuch abstatten. Das Gebäude, welches Ende des 19. Jahrhunderts gebaut wurde, liegt in unmittelbarer Nachbarschaft des königlichen Palastes und beherbergt das Shoppingcenter Magna Plaza.
Bei der obligatorischen Grachtenfahrt sind viele Sehenswürdigkeiten im Zeitlupentempo an uns vorbeigezogen;
wir haben über rote Backsteingebäude, elegante Giebelhäuser und das nur
einen Meter schmale Haus am Singel Nr. 7 gestaunt.
Das Homomonument (nächstes Bild) ist ein Denkmal bei der Westerkerk. Es wurde 1987 errichtet und ist allen homosexuellen Menschen gewidmet, die aufgrund ihrer sexuellen Orientierung unterdrückt oder ermordet wurden und werden sowie jenen, die aktiv
gegen Hass und Unterdrückung und für Freiheit und Gleichberechtigung
eintreten. Es ist weltweit das erste Monument dieser Art.
Auf unseren Streifzügen durch die Stadt kamen wir immer wieder an kleinen Märkten vorbei; hier z.B. ein Bücher(floh)markt.
Street Art hat in Amsterdam viele Gesichter ...
De Waag, das ehemalige Waagenhaus der Stadt Amsterdam, stammt aus dem
15. Jahrhundert und war ursprünglich mal ein Stadttor namens Sint
Antoniespoort, das Teil der Stadtmauer war.
Nachdem man die Stadt erweiterte und das Stadttor nicht mehr
nützlich war, zog in das Gebäude die Stadtwaage ein. Schwere Gegenstände
wie Kanonen oder Anker wurden hier gewogen. In den oberen
Geschossen hatten sich verschiedene Zünfte niedergelassen. Auch die
Chirurgen hatten in De Waag ihren Operationssaal. Rembrandt malte in
diesem Saal sein berühmtes Gemälde "Die Anatomiestunde". Die jeweiligen Zünfte hatten ihren eigenen Eingang. Noch heute sind an
der Mauer die Fassadensteine der Zünfte wie Schmiede und Steinmetze zu
sehen. Seit 1819
wird die Waage nicht mehr genutzt; das Gebäude diente später als
Ausstellungsräumlichkeit für diverse Museen. Inzwischen sind Waagen,
Zünfte, Museumsgegenstände verschwunden
und ein Restaurant ist eingezogen.
Vorbei an der Oper ...... über den Rembrandtplein - einem der Hotspots des Amsterdamer Nachtlebens - ...
... ging es zum schwimmenden Blumenmarkt. Der Bloemenmarkt (wie er von den Holländern bezeichnet wird) ist ein Abschnitt der Singel-Gracht und ein Paradies für Blumenliebhaber wie mich. Dieser Markt besteht bereits seit 1862, als die Blumenzüchter ihre Waren
per Boot über den Fluss Amstel in die Stadt brachten. Der moderne Markt
der heutigen Zeit befindet sich übrigens auf fünf Frachtschiffen und ist
nach wie vor sehenswert. Auf jedem dieser Schiffe befindet sich ein
Glashaus, eine kleinere Version der Treibhäuser, die man im gesamten
Land findet, und die Hollands Status als internationaler Hotspot für
Blumen das ganze Jahr über sichern. Tulpen, Narzissen, Schneeglöckchen,
Nelken, Veilchen, Pfingstrosen oder Orchideen: alle sind sie auf dem Blumenmarkt zu finden, und zwar das ganze Jahr über. Und
darüber hinaus bieten die Händler Zimmerpflanzen, Kräuter, Samen und
Blumenzwiebeln zum Verkauf.
Ganz oben, im elften Stock des Doubletree by Hilton, ganz in der Nähe des Hauptbahnhofes findet man die Skylounge. Von hier hat man einen fantastischen Blick über die ganze Stadt. Gegen 22 Uhr sind wir von unserem Hotel aus losmarschiert und haben am Freitagabend noch ganz unkompliziert einen Tisch bekommen. Beim Blick auf die Cocktailkarte (16 EUR für einen Cocktail) ist es uns fast wieder vergangen, aber hey, wir sind ja schließlich im Urlaub! Und die Aussicht bezahlt man sozusagen mit ...
Bei unserem späteren Heimweg kam noch das ein oder andere Mal die Kamera zum Einsatz. Es war aber auch einfach ein wunderschöner Anblick, wie sich die vielen Lichter im Wasser der Grachten gespiegelt haben!
An unserem letzten Tag zog es uns ins Grüne. Der Vondel Park ist der größte Stadtpark Amsterdams und seit 1669 ein nationales Denkmal. Im Sommer der 70er Jahre zogen Hunderttausende von Hippies aus nah und fern
zum Vondelpark. Luftfahrtgesellschaften wie KLM und Pan Am boten sogar
weltweit Werbesonderflüge nach Amsterdam, zum Hippie Park
an. Die Einheimischen ließen ihre Hunde nicht mehr im Park aus und
überließen den jungen Besuchern für den Sommer den Park. Kaum
vorstellbar, in der heutigen Zeit.
Nach unserem Spaziergang durch den Park wollten wir zurück in die Stadt laufen und sind am Museumplein zufällig auf die
gestossen. BMX, Basketball, Fußball, Inline Skate und Skateboard - es gab nichts, was es nicht gab. Das erste Mal habe ich mich an Sportfotografie probiert. Gar nicht so einfach, da ich mir mit Skateboard und BMX auch nicht gerade die langsamstens Sportarten zum üben rausgesucht hatte ... Aber ein paar brauchbare Bilder sind doch dabei rausgekommen:
Das beliebte Fotomotiv "I amsterdam" vor dem Rijksmuseum war völlig von Touristen in Beschlag genommen. Über 2 Meter hoch sind die roten und weißen Buchstaben des 23,5 Meter breiten Slogans. Da wir mit Blick auf den immer dunkler werdenden Himmel nicht so lange warten wollten, bis vielleicht mal ein besseres Foto möglich wäre, gibt es leider nur eins, bei dem ihr den Schriftzug nur mit viel Phantasie erkennen könnt.
Das Rijksmuseum ist das nationale Museum Hollands, das die
Geschichte des Landes vom Mittelalter bis heute erzählt. Die
weltberühmten Höhepunkte aus dem Goldenen Jahrhundert, der Blütezeit
Hollands – wie die Nachtwache von Rembrandt van Rijn und die Milchmagd
von Johannes Vermeer – können im Rijksmuseum bewundert werden.
Jetzt sind es inzwischen schon 3 Wochen, seit ich in dieser zauberhaften Stadt sein durfte. Es war eine andere Art von Städtereise, die uns aber sehr gut getan hat. In den drei Tagen des sich-treiben-lassens hatten wir so viel Zeit zum reden und fotografieren wie schon lange nicht mehr. Diese besondere Stadt am Wasser hat einen Platz in meinem Herzen bekommen und ich kann mit Fug und Recht sagen:
Bis bald ...
Eure Heike
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen